Auf dem Weg nach Berlin hatte ich vor kurzem die Gelegenheit, endlich einmal Weimar einen Besuch abzustatten. Für einen begeisterten Anhänger der deutschen Literatur gleicht das schon einer Pilgerfahrt. Die Stadt, der Goethe seinen Stempel aufgedrückt und in der Schiller Dramen geschrieben hat. Das Theater wurde hier zu einer angesehenen Institution mit geachteten Akteuren erhoben, Liszt und Bach haben wir gewirkt. Man meint (oder hofft), den inspirierenden Geist dieser Größen zu spüren.
Dabei hat Weimar etwas kleinstädtisches, fast gemütliches. Der Marktplatz mit Brunnen ist nicht groß und lädt gerade deshalb zum Verweilen ein. Die bedeutenden Sehenswürdigkeiten kann man zu Fuß erreichen und sogar das Gartenhaus des großen Meisters im Park an der Ilm ist nicht weit. Die Stadt ist sich offensichtlich bewußt, welches kulturelle Erbe ihr zur Verwaltung hinterlassen wurde. Mit dem Nationalmuseum am Wohnhaus Goethes wird Leben und Werk des grossen Geistes gebührend gewürdigt und auch für Schiller ist ein Museum an das Wohnhaus angebaut, das er in den letzten 3 Lebensjahren bewohnte. Der Spielplan des Nationaltheaters enthält entsprechend einige der grossen Schauspielstücke der Weimarer Klassik.
Mit einem Gedichtband von Goethe und Schiller in der Hand kann man mit Genuß in den Gärten promenieren, das Gartenhaus Goethes besichtigen und den Garten bestaunen, der heute wieder so angelegt ist, wie ihn der Meister entworfen und bestellt hat. Die Stadt hat dabei nichts erdrückendes. Die prachtvollen Schlösser und Gebäude sind eindrucksvolle Zeugnisse einer Zeit, die zu grossen Meisterwerken deutscher Literatur inspirierte.
Weimar ist auch Namensgeber der deutschen Republik nach dem 1. Weltkrieg. Im Nationaltheater entwarf die verfassungsgebende Nationalversammlung die Verfassung für die parlamentarische Demokratie, ein Ereignis, dem im Stadtmuseum von Weimar eine Sonderausstellung gewidmet ist - 'Demokratie aus Weimar'. Auch das deutsche Bauhaus hatte seine Anfänge 1919 seine Wurzeln in Weimar. Das entsprechende Museum zeugt ebenso davon wie das 1923 erbaute Musterhaus 'Haus am Horn'.
In Weimar findet der Geist eine Fülle an Anregung - geballte Kultur und Geisteswissenschaft. Als Gegenpol dienen die schönen Landschaftsgärten in und um Weimar und natürlich die thüringische Gastlichkeit mit Bratwurst, Klöße und Zwiebelkuchen. Der Zwiebel ist hier der Herbstmarkt gewidmet, inzwischen das größte Volksfest in Thüringen.
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