Gruppenreisen nach Ostfriesland machen nicht nur im Verbund Strandkorb-Sonne-Wattwanderung Spaß. Für Teetrinker ist Ostfriesland ein Ort, den man besucht haben sollte. Die friesische Teezeremonie ist ein Erlebnis an sich und wird noch mehr zum entspannenden Genuß, wenn man Hintergründe und Geschichte kennt.
Ausgangspunkt unserer 'Teereise - Ostfriesland' ist das Teemuseum in Norden. Im historischen Rathaus werden Informationen zum Anbau von Tee in verschiedenen Regionen der Welt vermittelt, zur Verarbeitung zu Blatttee, Broken und Dust sowie zu Teesorten und Trinkgewohnheiten in verschiedenen Kulturen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt natürlich auf dem Ostfriesen-Tee, einer Mischung aus Assam-Sorten, die einen kräftigen Schwarztee ergibt. Die Zubereitung ist ebenso wichtig wie die Zeremonie beim Trinken.
Nach ungeschriebener Regel hat jeder Gast in Ostfriesland Anrecht auf drei Tassen Tee. Die Tassen haben eine weite Öffnung und werden zunächst mit 'Kluntje' (Kandiszucker) bestückt. (Korrekt - das Bild hier oben ist nicht korrekt :-) ) Darauf giesst man den heissen Tee, was die Zuckerstückchen beim Bersten mit einem deutlich hörbaren Knacken quittieren. Darauf folgen ein paar Tropfen Sahne. Sie werden mit einem kleinen Schöpflöffel gegen den Uhrzeigersinn in den Tee geträufelt, sinken zunächst nach unten und quellen dann nach oben hin auf. Nehmen Sie sich Zeit, die Bildung der Wölkchen zu beobachten und geniessen Sie den Tee dann Schluck für Schluck - unterbrochen von Ruhephasen und 'Klönschnack' nach Belieben. Das ganze darf dauern. Während der Zeremonie wird die Zeit angehalten - schön demonstriert durch das Träufeln der Sahne gegen den Uhrzeigersinn. So beruhigen nicht nur die Inhaltsstoffe des Tee - der ganze Ablauf fährt das Gemüt des Genießer herunter.
Wer sich diesem Zeitstopper hingeben kann, wird im Teemuseum gerne ein paar Stunden verweilen. Sie erfahren hier auch Details zur Geschichte der Ostfriesen und ihrem Tee. So gab es zu Notzeiten z. B. extra 'Teemarken', um Unruhen zu vermeiden und alte Cartoons zeigen eine Familie, bei der der eintretende Tod nichts holen kann, da sie statt Gin Tee trinken.
Weitere Stationen unserer Teereise ist ein Sielhof aus dem 19. Jahrhundert. Neben der Besichtigung der Innenräume wartet hier eine Tafel mit Tee und Gebäck im stilvollen Ambiente. Eine Bustour mit Reiseleitung entlang der friesischen Küste vermittelt Hintergründe zur Geschichte der Menschen hinter dem Deich, den Warften und dem jahrhundertelangen Kampf gegen die See. Ein besonderes Kapitel lernen Sie im Moormuseum kennen - auch das 'Armenmuseum' genannt. Die ersten Bewohner der Moorlandschaft wurden in der unwirtlichen Gegend abgesetzt und sollten Torf abbauen sowie die Landschaft trocken legen. Die nachgebauten Hütten und Häuser zeugen vom Elend dieser ersten Siedler. Auch hier erhalten Sie einen Nachmittagstee in der gemütlichen Teestube, die an das Museum angeschlossen ist.
Wem bei Ostfriesland auch ein anderes Getränk in den Sinn kommt - die herbe Frische des Jever Pils bringt Ihnen ein Besuch im friesischen Brauhaus zu Jever näher.
Der Kontrast ist nach meiner Meinung einzigartig - steife Brisen über Deich und Land und dagegen das gemütliche Miteinander in der warmen Stube mit Tee und guten Freunden. Diese Reise wird sie für Tee begeistern.
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