Für eine Gruppenreise nach Barcelona steht neben der Altstadt mit La Ramblas und spanischen Spezialitäten auch die besondere Architektur als interessantes Thema zur Verfügung. Nach Abbruch der mittelalterlichen Stadtbefestigung 1860 wurde der durch die Industrialisierung notwendige Ausbau der Stadt gezielt geplant. Auf dem Stadtplan ist das gut an den geraden Linien der Avenue parallèle und der Av. Diagonal sowie an den exakt gleich grossen Häuserblöcken zu erkennen. Die Strassenecken sind an den Kreuzungen im 45 Grad Winkel abgeschrägt, was den Plätzen noch mehr Raum verschafft.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrunderts entwickelt sich in einem offenen und kreativen Umfeld die 'Modernisme' - der katalanische Jugendstil. Einer der berühmtesten Vertreter ist Antoni Gaudí, der sein Architektur-Studium 1878 abschloss und durch die frühe Förderung durch den Industriellen Eusebi Güell seine ganz eigenen Ideen verwirklichen konnte.
Gaudi wurde 1852 in Reus (oder Umgebung) geboren und war der Sohn eines Kesselschmieds. Das Handwerk hatte dieser schon von seinen Vorfahren übernommen und Gaudi führt seine gute räumliche Vorstellungskraft auf dieses Handwerk zurück. Muss ein Kesselschmied doch das fertige Produkt seiner Arbeit schon bei den ersten Schlägen im Kopf haben und das Metall Stück für Stück dieser Vorstellung angleichen.
Vier Hauptpfeiler haben das Leben und wirken von Gaudi geprägt - seine Heimat Katalonien, die Natur, die Religion und die Architektur. Mit diesen Grundsätzen im Sinn versteht man seine Bauwerke noch besser und kann seine Gedanken und Motive in vielen Details entdecken. Die Stützpfeiler im Park Güell z. B. sind bewußt dem Gelände entnommen und wirken fast wie im Fels gewachsen. Für den Entwurf eines Hauses für einen Handwerker entwarf Gaudi ein Eingangstor, das drei getrennte Eingänge enthält - eines für Fuhrwerke, eines für Fußgänger - und eines für Vögel.
Die geschwungene Fassade des Casa Mila ist den Meereswellen nachempfunden.
Am bekanntesten und beeindruckendsten ist die Sagrada Familia, deren Bauleitung er 1883 übernahm. Die religiösen Motive und Szenen an der Fassade und symbolträchtigen Gestaltungen bieten Platz für intensive Studien und Forschungen.
Auch das Casa Batlló bietet Raum für Geschichten und Interpretationen. Der Turm auf der Fassade wirkt wie der Schaft eines Schwertes, der im Rücken eines Drachen steckt. Der Drachentöter St. Georg ist der Schutzheilige von Barcelona und mit diesem Gedanken im Sinn erkennt man die Schuppen des Drachen auf dem Dach, die Gesichtsknochen der vom Drachen verschlungenen in den Balkonen und Knochen in den Pfeilern vor dem Eingang.
Gemeinsam mit einem Besuch des Gaudi-Zentrums in Barcelona oder dem Gaudi-Museum in Reus ist die Erforschung des Ausnahme-Architekten Antoni Gaudí nicht nur für Architektur-Studenten von Interesse. Das Thema ist ein gutes Thema für eine Studienreise nach Barcelona - flankiert oder ergänzt mit den surrealen Kunstwerken von Picasso und Dali sowie gutem Essen, Wein und feurigem Flamenco.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ihre Meinung interessiert mich - schreiben sie einen Kommentar!