Unter diesem Titel fand auf der ITB Berlin am vergangenen Freitag eine Podiumsdiskussion statt. Das Gedenkjahr 2014 (100 Jahre erster Weltkrieg, 75 Jahre zweiter Weltkrieg, 25 Jahre Fall der Berliner Mauer) wird in Berlin stark thematisiert, ist nach Meinung der Teilnehmer in vielen Bundesländern jedoch nicht präsent. Dem steht gegenüber, dass in anderen Ländern Gedenkfahrten zum Pflichtprogramm der Schulen gehören. Britische Schulen z. B. besuchen die "Flandern Fields" in Belgien, so der Bericht von Herrn Lothar Peters von Visit Flandern. Helga Arntzen lebt in Norwegen und organisiert als Resultat von rechstextremen Tendenzen dort seit Jahren einwöchige Gedenkfahrten nach Deutschland. Eltern sind auf diesen Fahrten ausdrücklich als Begleiter erwünscht und sie werden zusätzlich von 'neuen Zeitzeugen' begleitet - Personen, die in jüngerer Vergangenheit mit Lagerhaft, Vertreibung oder Völkermord konfrontiert waren.
Doch wie mit solchen Fahrten umgehen? Der Kommentar eines Berliner Lehrers war hier aufschlussreich. Bei einer Vorführung des NS-Films 'Schindlers Liste' begannen einige männliche Schüler bei brutalen Szenen zu lachen. So ein Verhalten ruft schnell disziplinarische Massnahmen wegen unangebrachten Benehmens hervor. Der Pädagoge erkannte jedoch, dass die Schüler mit den gezeigten Gräueltaten emotional überfordert waren. Wie kann man Schüler also auf den Besuch einer KZ-Gedenkstätte, eines Stasi-Gefängnis oder einer Ausstellung zu Menschenrechtsverbrechen vorbereiten?
Matthias Heyl von der Gedenkstätte Ravensbrück überraschte mit der Erklärung, dass Überlebende empfehlen, Gedenkstätten mit einer Prise Humor zu erleben, denn nur Humor habe ihnen das Überleben ermöglicht. Das wird auch durch die Präsentation vor Ort versucht, muss aber pädagogisch vor- und nachbearbeitet werden. Auf einer mehrtägigen Fahrt empfiehlt die Norwegerin Helga Arntzen auch nur einen Tag mit Besuch einer Gedenkstätte, eingebettet in ein Rahmenprogramm mit schönen Erlebnissen und Kulturprogramm.
Sollten Gedenkfahrten von oben befohlen werden? Nein, meint Matthias Heyl. Neonazis möchte er in Ravensbrück gar nicht haben. Sie werden durch die Konfrontation ihrer Gesinnungsgenossen nicht zum Nachdenken gebracht sondern eher befriedigt durch die Vorstellung, welche Macht ihre Vorbilder hatten, um ihre Vorstellungen zu demonstrieren. Auch für Schüler, die als Flüchtlinge Lagerhaft erlebt haben oder in Kriegsgebieten mit Verbrechen konfrontiert waren, kann der Besuch einer Gedenkstätte eher traumatisch wirken. Gedenken auf Befehl ist daher nicht der richtige Weg.
Als Fazit der Diskussion ist festzstellen, dass 2014 als Gedenkjahr in einigen Gebieten droht unterzugehen. Dabei wäre es ein willkommener Anlass, Geschichte als Mahnung und Lehrer zu präsentieren. Matthias Heyl drückte es treffend in 4 Worten aus: "Sehen - reflektieren - verstehen - handeln"
Gedenkfahrten nach Berlin mit seinen vielen Ausstellungen und Workshops zum Thema oder auch zu Kriegsgräbern, Gedenkstätten an ehemaligen Schlachtfeldern wie Verdun und weiteren sind auch für 2014 noch zu buchen. Das Rahmenprogramm läßt sich individuell gestalten.
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