Klassenfahrten kommen nicht aus der Kostendiskussion heraus. Die Reisebudgets der Lehrer werden beschnitten oder gestrichen und Jugendherbergen klagen über Leerstände als Folge des Boykotts der Lehrerschaft. In seiner Kolumne 'Hamburger Kritiken' greift Matthias Iken einen weiteren Kostenpunkt auf - weit entfernte Reiseziele und die mit weiter Anreise verbundenen höheren Kosten.
Ob es bei Klassenfahrten tatsächlich ein 'Wettrüsten' mit immer höheren Kosten gibt, möchte ich nicht kommentieren. Die in der Kolumne angesprochene Reise nach Südafrika halte ich für einen Einzelfall, der einen nachvollziehbaren Hintergrund gehabt haben mag.
Die Annahme, die 'Qualität einer Reise wüchse mit der Entfernung' ist tatsächlich nicht stichhaltig. Gerade in Deutschland haben wir ein reichhaltiges Kulturgut, lehrreiche Geschichte und auch Regionen, in denen sportlich sehr viel möglich ist. Dazu sind wir umgeben von Nachbarn, die dem nicht nachstehen. Es ist eigentlich schade, wenn (nicht nur) junge Menschen weit gereist sind, aber das eigene Land nur aus Büchern und Filmen 'kennen'. Ich bin selbst immer wieder erstaunt, welch interessantes Angebot selbst Regionen haben, die als Reiseziel selten genannt werden. Hier wäre 'Mut zur Lücke' sehr anerkennenswert.
Manchmal wagt sich eine Lehrkraft aus der Deckung und fragt eine Idee an. (Ich möchte an dieser Stelle kein Beispiel nennen, da dies schnell als Herabwertung verstanden werden könnte). Wir greifen das gerne auf und stellen eine entsprechende Reise zusammen. Wird diese dann der Klasse und den Eltern vorgestellt, sieht der Lehrer in lange Gesichter. 'Was soll man denn da?' Bei der Wahl von Reisezielen sind wir anscheinend wenig abenteuerlustig und wenig einfallsreich. An diesem Widerstand scheitert die kostengünstige Idee dann meistens.
Einen Punkt möchte ich in der 'Hamburger Kritik' kritisieren. 'Selbst organisieren, ... das war gestern'. Das klingt natürlich gut (und billig). Wer sich alledings schon einmal gewagt hat, eine Gruppenreise zu organisieren, wird schnell feststellen, dass dies mit grossem Aufwand verbunden ist. Dazu kommt der Umgang mit der Unzufriedenheit, wenn etwas nicht den Erwartungen entspricht, von Regressansprüchen und Haftungsfragen ganz zu schweigen. Aber es gibt natürlich auch Laien, die ihr Auto selbst reparieren, um Geld zu sparen - und alle Risiken und Probleme in Kauf nehmen.
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